Eines der Themen war der Einsatz Glyphosat-haltiger Herbizide in der Landwirtschaft. “Für das weltweite Verbot von Glyphosat”, hieß es im Demonstrationsaufruf. Christoph Bautz, Geschäftsführer von Campact, der neben dem BUND führenden Trägerorganisation der Demonstration, forderte in seiner Rede vor den Protestierenden:
„Der Einstieg in die Agrarwende muss mit dem Ausstieg aus der Pestizidnutzung beginnen. Glyphosat lässt unsere Insekten sterben (…). Eine neue Bundesregierung muss klar Farbe bekennen, wann sie das Bienengift verbieten will. Wir Bürger und Bürgerinnen hätten da einen Vorschlag: 2018 ist Schluss!”
Die Abkürzung BUND steht für Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – Friends of the Earth Germany.
Die Parteien der Regierungskoalition hatten verstanden. Kurz darauf kündigten sie im Entwurf des Koalitionsvertrags zwischen CDU, CSU und SPD zwar nicht das Verbot von Glyphosat aber doch eine Richtungsänderung für dessen Einsatz an.
Unter der Überschrift Biodiversitätsschutz heißt es, man werde „mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden”. Und im Kapitel Ackerbaustrategie und Insektenschutz werden „umwelt- und naturverträgliche Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln” sowie Fördermittel „für Maßnahmen zur Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie und insbesondere des Insektenschutzes” angekündigt.
Vorangegangen war der „Verrat” des CSU-Landwirtschaftsministers Christian Schmidt, der am 27. November 2017 im zuständigen Ausschuss der Europäischen Kommission der Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der Europäischen Union (EU) für weitere fünf Jahre zugestimmt hatte.
Und dies geschah trotz der ihm bekannten Ablehnung des von der SPD geführten Bundesumwelt-Ministeriums und damit gegen die Regel, die bei Uneinigkeit der zuständigen Ministerien Stimmenthaltung vorsieht. Zuvor war die Entscheidung mangels einer qualifizierten Mehrheit unter den EU-Mitgliedstaaten mehrfach verschoben worden. Deutschland hatte sich bis dahin immer enthalten. Mit der Stimme Schmidts war nun die für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung notwendige Mehrheit erreicht.
Das Molekül Glyphosat wurde erstmals 1950 von einem Chemiker des Schweizer Unternehmens Cilag beschrieben. Die Firma und damit die Strukturformel gelangten über verschiedene Firmenverkäufe schließlich in den 1960er-Jahren zu der damals Chemikalien und Pflanzenschutzmittel produzierenden US-amerikanischen Firma Monsanto.
Dort wurde in den 1970er-Jahren die Wirkung von Glyphosat auf Unkräuter erkannt. 1974 erfolgte die Markteinführung des von Monsanto unter dem Handelsnamen Roundup patentierten Herbizids. Seit dieser Zeit werden Glyphosat-haltige Präparate weltweit und auch in Deutschland zur Unkrautbekämpfung eingesetzt.